Die Räume von Werk IV der ehemaligen Grobgarnfabrik in Kirschau sind in ihrem derzeitigen Zustand Grenzbereiche, in denen sich Zeichen der früheren Nutzung mit denen des Verfalls mischen. Das Gebäude, das für die Produktion gebaut wurde, liegt brach. Die Räume wirken verlassen, sind aber zugleich voll von Geschichten. Überall finden sich Spuren der Menschen, die dort gearbeitet haben und deren Schicksal in Ungewissheit und Unsicherheit mündete. Die Räume werfen die Frage nach der beruflichen Zukunft der Menschen auf, die hier gebraucht und dann überflüssig wurden.
Meine Arbeit „Halt / Haltlosigkeit“ bezieht sich auf die örtlichen Gegebenheiten von Werk IV und entwickelt sich in der direkten Auseinandersetzung damit. Bei meiner Spurensuche verbinde ich architektonische Elemente, Möbel, Gegenstände, Körper und Sprache zu einer Performance und Rauminstallation. Mein Körper befindet sich dabei analog dem Umfeld in ständig wechselnden Positionen der Unsicherheit und Sicherheit, Instabilität und Stabilität. Tisch, Stuhl, Spulen, Boden usw. geben dem Körper Halt, stellen aber auch Hindernisse und Grenzen dar und bilden mit ihm eine skulpturale Form. In einer Choreografie der ständigen Überwindung erzeuge ich für die Begriffe Halt und Haltlosigkeit Körperhaltungen, Bewegungen und Handlungen, begleitet von einem von mir gesprochenen Text. Dieser greift den Aspekt des Verlusts der Arbeitsstelle auf und versucht, die Gedanken der Menschen, die hier einst gearbeitet haben und vor der Entlassung standen, zu rekonstruieren. Auf diese Weise gehe ich dem Verlust der Arbeit als existentieller Erfahrung und gesellschaftlichem Phänomen nach. Gegensätzliche Zustände wie Angst, Wut, Hoffnung, Verzweiflung, Mut, Ausdauer und Resignation mischen sich in einen Abgesang auf rücksichtsloses Fortschrittsdenken.